Sonntag, Februar 10, 2008

BERLINALE

Hallo,

hier mein erster Text von der BERLINALE 2008!

Nachdem das Berliner Filmfest mit Scorsese und den Rolling Stones vielbeachtet begonnen hat, konnte nur ein Star wie Shah Rukh Khan das ganze noch toppen. Eine Milliarde Fans bringen es halt. Da war selbst das Berlinale-Infonetz ueberfordert.

Doch jetzt beginnt der normale Wahnsinn. Das BERLINALE-Programm hat wieder - neben dem vielbeachteten Wettbewerb - spannendes in den Sektionen Panorama, Forum und Retrospektive zu bieten.

Zur Retro ueber Luis Bunuel demnaechst mehr!

Ich bin gestern an meinem ersten Tag erst einmal im PANORAMA gelandet. Da gab es eine Doku des Filmemachers Dror Moren zum politischen Urgestein Ariel Sharon. SHARON - A JOURNEY FROM GENERAL TO STATESMAN. Aus israelischer Sicht beleuchtet der Regisseur wie Sharon sich in den letzten Jahren vom General zum Staatsmann wandelte. Dabei werden die Schattenseiten aus seiner Zeit als Millitaer nicht unterschlagen. Und doch kritische Israelis wandelten sich von leidenschaftlichen Sharon-Gegnern - fuer die Sharon DER Stellvertreter eines festgefahrenen Hardlinerkurses war - zu ueberzeugten Unterstuetzern seines einlenkenden Kurses. Dror Moren verfolgt Sharon auf seinem Weg zu einem Kompromis mit den Palistinensern. Es zeigt einen Politiker, der es sich als Zionist nicht leicht macht; und doch auf seine Gegner zu geht und in der Siedlungspolitik der Israelis entscheidene Zugestaendnisse macht. Weil Tagespolitik und Geschichte es der Logik nach verlangen! Fuer eine Befriedung des ganzen mittleren Osten! Die Kamera verfolgt Ariel Sharon bei seiner Arbeit und wichtige Zeitzeugen kommen zu Wort; unter anderem auch Joschka Fischer. Auch ich haette es mir 10 Jahre frueher nicht vorstellen koennen, dass ich einmal trauern wuerde, weil Sharon nach mehreren Schlaganfaellen nun weg vom Fenster der israelischen Politik ist.
SHARON ist noch zu sehen: 11.2. 17.30 CUBIX 7,  14.2. 15.30 COLOSSEUM 1.

Im PANORAMA lief auch DAS ANDERE ISTANBUL der in Berlin lebenden Regisseurin Doendue Kilic. Sie hat die schwule Szene in Istanbul zum Reden gebracht. In einer Zeit, in der traditionelle islamische Kraefte auch in der Tuerkei wieder erstarken, werden auch Schwule wieder an den Rand gedrueckt. Wie Schwule, Bi- und Transsexuelle dabei zu sich selbst kommen und ihren eigenen Weg versuchen zu gehen, zeigt die junge Filmemacherin. Das Filmteam kam dabei den Protagonisten sehr nah. Ein - trotz seiner quirligen Charaktere - nachdenklich machender Film.
DAS ANDERE ISTANBUL ist noch zu sehen: 11.2. 15.30 im COLOSSEUM 1.

Heute habe ich mit meinem eigentlichen Schwerpunkt begonnen. Dem FORUM. Fuer eine langzeitige Begleiterin der NORDISCHEN FILMTAGE Luebeck sozusagen mit einem Heimspiel. Josef Fares hat seinen neuen Film LEO vorgestellt. Der aus dem Libanon stammende schwedische Filmemacher hat sich dem Thema Rache gestellt. Er zeigt einen jungen Mann, der bei einem naechtlichen Ueberfall die toetliche Verletzung seiner Freundin nicht verhindern kann. Traumatisiert, erliegt er der Zwangsvorstellung nach Rache. Auch weil die Polizei nicht engagiert genug ermittelt! Ein Psychiater kann ihm nicht helfen. Seine Freunde versuchen ihn einerseits zu beschwichtigen, andererseits helfen sie ihm bei seinem Plan nach Revange. Fares zeigt in seinem Film wie eine Gewaltspirale entsteht! Ein - obwohl das Geschehen vorhersehbar ist - nicht banaler Film. Das liegt am Zusammenspiel der Darsteller. Auch Regisseur Josef Fares ist zum ersten Mal vor der Kamera dabei! Und es wirft die Frage auf, warum ein Eigreifen in die Gewaltspirale nicht moeglich ist, wenn wir doch genau wissen, was sie bewirkt!
LEO ist noch zu sehen: 11.2. 22.45 CUBIX 9, 12.2. 20.00 COLOSSEUM 1.

Ebenfalls nachdenklich hinterlaesst einen der Film CORRECTION des griechischen Regisseurs Thanos Anastopoulos. Wir verfolgen die Odyssee des haftentlassenen Yorgos. Auf seiner Suche nach Unterkunft in Obdachlosenasylen und beim Versuch alter Freunde, ihn wieder zwangs-zu-integrieren in Fussball-Hooligan-Kreise. Besonders merkwuerdig und zwiespaeltig erscheint Yorgos Hartnaeckigkeit, mit der er ein kleines Maedchen und seine Mutter verfolgt. Was verbindet ihn mit diesen beiden. Dem Zuschauer kommem Paedophilie und Stalking in den Sinn. Oder ist er der Vater des kleinen Maedchens? Doch der Bezug zu diesen beiden aus der Vergangenheit Yorgos erweist sich als unglaublich komplizierter. Bilder eines Athens jenseits der Touristenrouten und sich ausschweigende Figuren nehmen einen mit auf die Reise nach einer komplexeren Auseinandersetzung mit Schuld und der Frage "Wie geht es weiter?"
CORRECTION ist noch zu sehen: 11.2. 15.00 ARSENAL 1, 13.2. 21.30 DELPHI, 14.2. 10.00 CINESTAR 8.

Von der BERLINALE 2008: Meike Gastner. Bis bald!


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