Samstag, August 22, 2009

Fantasy-Film-Fest in Hamburg

Zwischenbericht vom Fantasy-Film-Fest in Hamburg.

Gleich in den ersten Tagen schwere Kost aus Südkorea. Chan-Wook Park mit THIRST-DURST und Phil-Sung Yim mit HANSEL AND GRETEL.

HANSEL AND GRETEL  (Phil-Sung Yim).
Hänsel und Gretel, das Schauermärchen nach den Brüdern Grimm, mal paradox. Hier hat man sich vor den lieben Kleinen zu fürchten, die eine Art Dauergeburtstag oder ewiges Weihnachtsfest feiern. Mit einem Wunschbuch ist halt alles möglich. Und die Erwachsenen haben sich dem Begehren der Kinder doch tunlichst unterzuordnen. Bei Nicht-befolgen: nun den Quälgeistern fällt schon was ein....
Der junge Mann, der nach einem Autounfall von einem kleinen Mädchen durch den dunklen Wald in ihr Domizil geleitet wird, findet eine Bilderbuchfamilie vor. Doch nachdem ein Versuch scheitert, aus dem Wald herauszukommen, landet er wieder in dem von allen Außenkontakten abgeschnittenen Häuschen. Dann verschwinden die Eltern und Unheimliches passiert in der Kinderwelt. Neben einer Erklärung, warum die drei Kinder so grausam sind, spinnt Phil-Sung Yim Erzählfäden, die über den Verlust der Kindheit, das Unhaltbare der Aufrechterhaltung der Unschuld der Kinder und die Verweigerung des Erwachsenwerdens bildgewaltig philosophieren. Und letztendlich macht er mit dem Zuschauer das, was sein Held gekonnt beherrscht: Geh' niemals den Geschichten auf den Leim, sondern erkenne ihre Konstruktion. Und nutze sie, um der Gefangenschaft zu entfliehen...... Und den K indern möchte man zurufen: Get out of the forrest and being grown up! Aber sie werden wohl weiter ihr Unwesen treiben und das wahre Leben verpassen.


THIRST-DURST (Chan-Wook Park).
Das Grundgerüst der Beziehungen basiert auf Emile Zolas Roman THERESE RAQUIN. Aber Chan-Wook Park bettet das Ganze in eine Vampirgeschichte ein. Junger unbefriedigter Priester nimmt an einem medizinischen Experiment teil und verwandelt sich zum Blutsauger. Er wird in der Familie eines alten Freundes aufgenommen. Dessen Frau wird seine Geliebte. Der Vampirismus wird wieder einmal zur Metapher für ungestillte Leidenschaft und sexuellen Exzess. Was Chan-Wook Park daraus macht, kann man nicht erzählen. Das muss man sich einfach anschauen. Man schwankt dabei zwischen Ekel angesichts sehr realistischer körperlicher Verletzungen (schlimmer als jeder Splatterfilm!) und dem Genuss einer skurrilen Situationskomik. Die Schauspieler meistern diesen Balanceakt ohne dass die Geschichte zur Klamotte wird. Im Gegenteil, das besitzt die Dramatik von großer Oper.

THIRST-DURST am Sonntag (23.8.) auch in Berlin im CINEMAXX 7 (21:45 Uhr). Der Regisseur Chan-Wook Park wird anwesend sein.

Text: Meike Gastner



Termine des Fantasy-Film-Festes:

Berlin (18.-26.8.) / Hamburg (19.-26.8.) /  Köln (26.8.-2.9.) / Frankfurt (26.8.-2.9.) /
Nürnberg (27.8.-3.9.) / Stuttgart (2.-9.9.) / München (1.-9.9.)

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