Filmland Schleswig-Holstein in Topform
„Ich bin sehr stolz, dass der Grimme-Preisträger Cay Wesnigk aus Bad Schwartau und der Max-Ophüls-Preisträger aus Meldorf, Lars Jessen, das Filmland Schleswig-Holstein hier auf der Berlinale repräsentieren“, sagte Christine Berg vor 300 Vertretern der Filmbranche, darunter Tom Tykwer (Produzent), Til Franzen (Regisseur), Bernd Saxe (Bürgermeister Hansestadt Lübeck), Albert Wiederspiel (Filmfest Hamburg), Axel Milberg (Schauspieler) und viele mehr.
In ihrer Laudatio auf C. Cay Wesnigk hob Berg seinen Beitrag als Schleswig-Holsteinischer Filmschaffender zur nationalen Reputation des nördlichsten Bundeslandes hervor. Der 1962 geborene Wesnigk gründete bereits 1987 seine eigene Filmproduktion und machte im gleichen Jahr seinen ersten Spielfilm „Cay Wesnigk arbeitet sehr professionell, ist unglaublich vielseitig, schaut weit über den Tellerrand hinaus und steht auch nach seiner Auszeichnung als Grimme-Preisträger mit beiden Beinen fest auf dem Boden“, beschreibt Christine Berg den Autor, Texter, Konzeptioner, Regisseur und Produzenten, der zudem Ehrenämter bei der AG Dokumentarfilm, beim Verband unabhängiger Filmproduzenten und der VG Bild-Kunst ausübt.
Laudator Bernd-Günther Nahm, Geschäftsführer der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein e.V., würdigte in seiner Rede den 1969 in Kiel geborenen Lars Jessen und seine Verdienste für das Filmland Schleswig-Holstein. Jessen verbrachte seine Jugend vorwiegend in Meldorf. Nach dem Magisterstudium (Geschichte, Politik, Philosophie) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität Köln absolvierte er den Zusatzstudiengang "Film/Fernsehen" an der Kölner Kunsthochschule für Medien. 1989 gewann er mit dem Kurzfilm "Dunkles Land am Meeresrand" den 2. Preis beim Wettbewerb "40 Jahre Schleswig-Holstein". Es folgten ein Regievolontariat bei der "Lindenstraße" und die Regie für TV-Serien "Aus gutem Haus", "Großstadtrevier" und "Wache Wismar".
Mit „Am Tag als Bobby Ewing starb“ gab Jessen sein Spielfilmdebüt. Für diesen Film, der von MSH und Kultureller Filmförderung unterstützt wurde, ist er 2005 mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet worden. Zurzeit realisiert Jessen für das ZDF fünf Folgen der neuen Serie „Da kommt Kalle“, die in Flensburg und Hamburg gedreht wurden.
Interview mit Christine Berg, Geschäftsführerin der MSH
Wie ist Ihrer Meinung nach das Filmland Schleswig-Holstein auf der Berlinale aufgestellt?
Berg: Ich glaube, wir sind sehr gut aufgestellt. Wir haben zwar keine großen Filme im Wettbewerb, wir haben aber mit Detlef Buck einen Schleswig-Holsteiner, der im Panorama läuft. Mit Lars Büchels Verfilmung eines Gedichts des Kieler Schriftstellers Arne Rautenberg haben wir einen Beitrag in der „Perspektive Deutsches Kino“ laufen. Und mit der Auszeichnung von Cay Wesnigk und Lars Jessen unterstützen wir zwei Filmemacher, die vor allem im letzten Jahr bundesweit für Aufsehen gesorgt haben. Aber die Berlinale ist ja nicht nur Filme zeigen, sondern auch Kontakte pflegen und aufbauen. Und ich weiß, dass gestern in einem der beliebtes Restaurants in Berlin sich viele Schleswig-Holsteiner mit Produzenten getroffen haben, um das ein oder andere neue Projekt zu realisieren. Sie präsentieren sich zum ersten Mal als neue Geschäftsführerin der MSH hier in Berlin.
Welche eigenen Akzente konnte Sie schon setzen und wohin geht’s in Zukunft?
Wir haben sehr viel angeschoben. Eines der wichtigsten Dinge ist, dass wir im November einen Filmpreis vergeben, der mit 55.000 Euro dotiert ist. Der Preis umfasst vier Kategorien: Bester Film (Spiel- oder Fernsehfilm), bestes Drehbuch, beste Dokumentation sowie „Preis für besondere Leistungen“. Wie sind dabei einen Pool aufzubauen, um Filmschaffende und Produzenten zusammenzubringen; wir bündeln Synergien, was uns zur Zeit sehr gut gelingt. Wir fördern und akquirieren neue Projekte. Es ist also unglaublich viel im Gange.
Gibt es im nächsten Jahr bereits einen gemeinsamen Filmbrunch mit Hamburg?
Wir sollten da Schritt für Schritt machen. Im Moment feiern wir die Berlinale 2006. Und was danach ist, wird danach besprochen und nicht heute. Aber es gibt bereits gemeinsame Kooperationen. Beispielsweise der NEwsletter „Aufblende“, der sehr gut ankommt. Dann haben wir gemeinsame Effekte, das bedeutet, wenn man bei uns Förderung beantragt, bekommt man das Geld, wenn man das anderthalbfache in Schleswig-Holstein ausgibt. Das gleiche gilt für Hamburg. Aber wir erkennen unsere Effekte gegenseitig an, das ist einzigartig in Deutschland. Wir machen zusammen Location und versuchen , die Motive Hamburgs und Schleswig-Holsteins gemeinsam zu vermarkten.
Der Ministerpräsident sprach vom Unique Selling Point des Landes. Was ist Ihrer Meinung nach das Einzigartige am Filmland Schleswig-Holstein?
Es sind auf der einen Seite die Motive, auf der anderen Seite die Geschichten. Wir haben eine einzigartige Art zu Erzählen, einen sehr eigenen Humor. Und das macht uns auch aus. Im Dokumentarfilmbereich wie beim Spielfilm.
Was gibt es 2006 Neues aus Schleswig-Holstein auf der Leinwand und dem Bildschirm zu sehen?
Es wird weiterhin zweimal im Jahr den Tatort aus Kiel geben mit Axel Milberg als Kommissar Borowski. Zum 50. Todestag Emil Noldes hat Dr. Wilfried Hauke eine Doku über das Leben und Werk des Malers gedreht. Gerade angelaufen ist „Die blaue Grenze“ von Till Franzen, die seiner Heimatstadt Flensburg spielt. Und Lars Jessen dreht für das ZDF die Serie „Da kommt Kalle“, in der ebenfalls die Flensburger Förde zu sehen sein wird. Außerdem wird es eine Dokumentation über das größte Heavy Metal Fest in Wacken geben, in der der Ministerpräsident eine maßgebliche Rolle spielt.