Freitag, Februar 17, 2006

Der Asiatische Film auf der Berlinale - eine Übersicht

Der Asiatische Film ist erneut ein großer Teil der Berlinale geworden, insgesamt 35 Beiträge sind im Festival zu finden. Hier eine Auswahl der Filme aus Asien:

Im Wettbewerb treten drei Filme an. Im düsteren Invisible Waves flieht ein japanischer Koch vor dem Gesetz und durchlebt auf einem Schiff eine Reihe von halluzinatorischen Begegnungen. Am Festland angekommen ist ihm die Mafia auf den Fersen. Kameragenie Christopher Doyle sorgt für eine besondere visuelle Stimmung, in der Hauptrolle ist Asano Tadanobu zu sehen. Eine Vater/Tocher-Beziehung erzählt Isabella. Der frustrierte Polizeibeamte Shing versucht das junge Mädchen Yan zu einem One-Night-Stand zu überreden, diese konfrontiert ihn jedoch mit der Tatsache das sie seine Tochter sei von dessen Existenz er nichts wußte. Als Yan dann auch noch bei ihm einziehen will stellt sich bald die Frage ob Shing väterliche Verantwortung übernehmen kann. Fliegende Schwertkämpfer und chinesiche Mythen sind in Wuji/The Promise zu sehen. Regisseur Chen Kaige, bekannt durch Lebewohl meine Konkubine, hat den teuersten Film Chinas gedreht, dabei aber durch zuviel Pathos und eine wirre Handlung sein Ziel verfehlt. Im Panorama sind ebenfalls große Namen vertreten: Rekord- und Extremfilmer Takashi Miike bringt uns die Big Bang Love, Juvenile A in dem zwei junge verurteilte Mörder im Gefängnis aufeinandertreffen. Der schüchterne Jun und der knallharte Shiro werden trotz ihrer Unterschiede zu Freunden in einer Welt voller Gewalt. Dead Run von Regisseur Sabu, der in den letzten Jahren mehrfach im Forum mit Filmen wie Blessing Bell oder D.A.N.G.A.N. Runner vertreten war, zeigt eine Geschichte voller Geheimnisse und Unwägbarkeiten. Das Leben des jungen Shuji ist vom Zerfall seines Wohnortes geprägt, Baulöwen und Gangster übernehmen die Macht. Ein undurchsichtiger Priester nimmt sich des Jungens an. In Little Red Flowers rebelliert ein vierjähriger im Kindergarten gegen die Versuche ihn zu einem funktionierenden Mitglied der chinesischen Gesellschaft zu machen. Ein
tiefer Blick in die Schule der Nation. 4:30 thematisiert die Einsamkeit von einem elfjährigen
Jungen aus Singapur, der diese durch gemeinsame Momente mit einem Mann Anfang Dreißig überwinden will. Ein Film über das urbane Leben und zwischenmenschliche Beziehungen. Memories in the Mist aus Indien ist kein typisches Bollywood sondern zeigt einen Underdog der in der heutigen materiellen Welt es nicht schafft oder nicht willens ist um jeden Preis erfolgreich zu sein. Die Vielfalt des asiatischen Films findet ihren Gipfel im Forum. Spektakulär und extrem ist der Strange Circus, eine Menagerie voll von sexueller Gewalt, Inzucht und Rache. Die Obsessionen eines zornigen jungen Mannes nach dem Selbstmordversuch seiner Mutter zeigt The Peter Pan Formula. Einen völlig anderen Blick auf Korea wirft Dear Pongyan aus Japan, in dem die Eltern der Filmemacherin nach der Teilung des Landes sich für eine Staatsbürgerschaft entscheiden müssen. Die Regisseurin Yang zeigt nicht nur ein liebevolles Portrait des störrischen Vaters sondern liefert zugleich erstaunliche Innenansichten vom
Alltag der kommunistischen Hauptstadt. Asien und Amerika treffen in Big River auf einander, der japanische Superstar Odagiri Joe begegnet in der spektakulären Landschaft in der Wüste Arizonas auf eine Amerikanerin und einen Pakistani. Die Teenagerin Aimie und ihr Freund schaffen es dagegen nicht in dem ruhigenIn Between Days ihre Gefühle auszudrücken,
Before Born ist ein Thriller ohne Plot voll rätselhafter Schönheit und unaufgelöster Fragen und
John & Jane arbeiten in einem Call Center in Bombay, immer bestrebt sich dem amerikanischen Markt anzupassen. Denen hilft vielleicht nur noch den Bollywood-Stil in Parnineeta zu zelebrieren.
Selbst das Kinderfilmfestival bietet einige Beiträge wie den Eröffnungsfilm der 14Plus-Reihe You & Me, in dem ein Mädchen Veränderung in das Leben einer alten Dame bringt. Ein besonderes Highlight sind zudem noch 9 Genrefilme des japanischen Meisterregisseurs Nakagawa Nobuo aus den 50er- und 60er Jahren. Horrorfilmklassiker wie Ghost Story of Ntsuya oder Schwertkampf-Dramen wie Okatsu the Avenger machen besonders in der Mitternachtsvorstellung Spaß.
Carsten Giese

Keine Kommentare:

kostenloser Counter