Donnerstag, Februar 02, 2006

Vor dem Festival

Das Festivalprogramm und die Gästelisten stehen fest, das Megaunternehmen Berlinale kommt langsam in Fahrt. Was fällt auf in diesem Jahr ?
Der deutsche Film ist sicherlich eins der beherrschenden Themen, allein vier Produktionen sind im Wettbewerb vertreten. Dieter Kosslick hat seit seinem Amtsantritt als Festivalchef beharrlich die nationalen Filme auf der Berlinale gefördert und platziert. Der internationale Erfolg von Berlinaleteilnehmern wie „Gegen Die Wand“ , Goodbye Lenin“ oder „Sophie Scholl“ gibt ihm recht. Die Reihe „Perspektiven Deutschen Kinos“ hat sich zu einem Sprungbrett für junge Regietalente entwickelt. Die inhaltlichen Themen deutscher Produktionen setzen da an, wo Kino der Realität am nächsten kommt, Beziehungsdramen, Probleme des Alltagslebens oder die Beschäftigung mit historisch-politischen Themen. Das damit durchaus Geld zu verdienen ist, hat mittlerweile selbst Hollywood bemerkt. Filme über den Irakkrieg wie „Jarhead“ oder der Politthriller „Syriana“ wären vor einigen Jahren als Großproduktion nicht möglich gewesen. Auch in der Dokumentarfilmsparte des Festivals fallen die politischen Filme, wie z.B: „Wal-Mart, the high Price of low Costs“ oder „The Last Communist“ auf. Nicht zu Unrecht gilt die Berlinale unter Kritikern und Fachleuten als das Festival für den anspruchsvollen Film. Man würde der Berlinale nicht gerecht, wenn man sie nur als reines für „Filmabspielforum“ für Journalisten und Filmschaffende sehen würde. Nein, sie ist auch Publikumsfestival, hunderttausende von Filmfans füllen die Kinos und stehen stundenlang um Karten an. Dies wird in diesem Jahr nicht anders sein. Ebenso ist die Berlinale ein Ausbildungs- und Gesprächsforum, ein Platz zum Verkauf von Filmen, ebenso wie zur Anbahnung von Koproduktionen. In den Tagen der Berlinale wird eine Vision sichtbar, was Kino sein könnte, wenn es unabhängig von Vermarktungszwängen agiert.
Ulf Engelmayer

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