Dienstag, Februar 14, 2006

Indische Filme auf der Berlinale

PARINEETA
... schildert eine tragische Liebesgeschichte im Calcutta des Jahres 1962: Ein Sohn aus reichem Hause hat sich in das Mädchen Lolita verliebt, die als Waise in das Haus seiner Familie kam. Wie bei Bollywood-Filmen üblich, gibt es zahllose Verwicklunen, bis sich endlich die Liebenden in die Arme fallen können und ihr Glück finden. Der Film ist sicherlich ein typisch indischer Massala-Streifen mit großartig choreographierten Tanzeinkagen, die teilweise auch westliche Musik miteinbinden (grandios beispielsweise eine an en Pariser French-Can-Can angelehnte Tanznummer in einem Nachtclub in der Mitte des Films). Abheben von vergleichbaren Bollywood-Produktionen tut sich das Werk durch einen eleganten Inszenierungsstil und gute Schauspieler - Hauptdarsteller SAIF ALI KHAN ist übrigens nicht verwandt mit seinem inzwischen auch bei uns bekannten Namensvetter Shah Rukh Khan ! Es handelt sich zudem um das Regiedebüt von Pradeep Sarkar, der bisher nur als Regieassistent - beispielsweise beim Heldenepos "Mission Kaschmir" - wirkte.
Mit nur 127 Minuten ist der Film für einen Bollywood-Streifen erstaunlich kurz geraten, denn die meisten dauern ja bekanntlich 180 Minuten oder auch noch viel länger! Als Fazit läßt sich festhalten: "Parineeta" bietet großes Gefühlskino auf höchstem Niveu. Insbesondere für westliche Kinobesucher, die das Bollywood-Kino nicht gewöhnt sind, mag auch hier manches arg überzeichnet, überfrachtet oder sogar kitschig wirken. Aber spätestens bei den fulminanten Tanznummern läßt man sich einfach in den Rausch der Farben und Bilder hineinziehen !

JOHN & JANE
Einen interessanten Kontrast zu Bollywood bietet eine ebenfalls aus Indien stammende Dokumentation über Mitarbeiter eines in Bombay angesiedelten Call-Centers, deren Aufgabe darin besteht, Anrufe von US-Amerikaner unter 1-800er Nummer entgegenzunehmen oder neue Kunden über Telefonnummern-Auswahllisten für Produkte zu werben. Der Kontrast zwischen Erster und Dritter Welt reizte vermutlich den Regisseur Ashim Ahluwalia, anhand der Aussagen von sechs dieser "Call Agents" auch die sozialen Spannunen und kulturellen Unterschiede zwischen Indien und den USA aufzugreifen. Vieles an dem Film bleibt allerdings fragmentarisch. Aus europäischer Sicht mutet zudem der Wunsch der meisten porträtierten Mitarbeiter an, möglichst rasch den eigenen kulturellen Background über Bord zu werfen und sobald wie möglich ein hundertprozentiger US-Amerikaner zu werden - was freilich allerdings nur den wenigsten gelingt!
Volker Reißmann

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